Große Mythen aufgedeckt - Das Rätsel um König Artus (2024)

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König Artus und die Ritter der Tafelrunde – kein Mythos ist so lebendig wie der um den rätselhaften Herrscher der Briten. Bis heute wird nach Spuren von Artus' Existenz gesucht. Doch er bleibt ein Phantom.

Videolänge:
43 min
Datum:
19.12.2021
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 19.12.2031
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Der schillernde König Artus – sein Name ist untrennbar verknüpft mit heldenhaften Taten, verheerenden Schlachten und einem goldenen Zeitalter des Rittertums. Fantastische Elemente wie der Zauberer Merlin, das magische Schwert Excalibur oder die Suche der edlen Ritter nach dem Heiligen Gral machen seine Geschichten zu Bestsellern – damals wie heute. Immer wieder hat es Versuche gegeben, Spuren seiner realen Existenz zu finden. Doch niemand kann sagen, wo er gelebt hat, wo er gestorben ist oder begraben liegt. König Artus bleibt ein Phantom.

Teil einer gewaltigen Chronik Britanniens

Das bedeutendste Werk über ihn entsteht im 12. Jahrhundert, verfasst von dem heute so gut wie unbekannten Geistlichen Geoffrey of Monmouth. Es wird sofort nach seinem Erscheinen zu einem der meist verbreiteten und gelesenen Texte des Mittelalters. Als Teil einer gewaltigen Chronik Britanniens um 1135 geschrieben, stillt die Geschichte von König Artus aber nicht nur das Bedürfnis der Leser nach guter Unterhaltung. Es gibt starke Hinweise, dass hinter dem Werk ein politischer Auftrag steht – veranlasst vom anglonormannischen Königshaus.

Mit der Erstürmung Britanniens durch Wilhelm dem Eroberer sind die Normannen die neuen Regenten auf der Insel. Als Geoffrey seine Geschichtschronik verfasst, hat Wilhelms Enkel, Stephen von Blois, den englischen Thron bestiegen. Seinen Regierungswillen muss er nicht nur gegenüber den unterworfenen Angelsachsen verteidigen, Gefahr geht auch von seiner Cousine Mathilda aus, die als Enkelin Wilhelm des Eroberers ebenfalls die englische Krone für sich beansprucht. Der Thronstreit entwickelt sich zu einem Bürgerkrieg, der das Land spaltet. Geoffreys Geschichtschronik ist möglicherweise der Versuch, den eigenen Machtanspruch durch einen frei erfundenen Stammbaum zu legitimieren.

Glorreiche Welt der anglonormannischen Könige

In seiner Geschichtschronik entwirft Geoffrey of Monmouth eine Genealogie, die von den Trojanern über die Römer bis zu Artus reicht. Dabei rühmt er Artus als idealen Herrscher: großzügig, mutig, militärisch und politisch als herausragende Führerfigur. In allen Darstellungen – von Artus Herrschaftsführung, seinen siegreichen Schlachten wie auch in den Schilderungen seines prunkvollen Hofes – versäumt es der Autor nicht, die glorreiche Welt der anglonormannischen Könige zu spiegeln.

Schon bald nach der Veröffentlichung von Geoffreys Werk gerät eine Lawine ins Rollen: Viele Schriftsteller in Europa entdecken den legendären König Artus für sich und spinnen seine Geschichte fantasievoll weiter. Chrétien de Troyes baut die Ritter Lancelot und Parzival sowie die Suche nach dem Heiligen Gral in die Artus-Sage ein. In Deutschland sind es die Werke von Hartmann von Aue oder der berühmte "Parzival" von Wolfram von Eschenbach, die Artus populär machen. Geoffreys Artus wird dabei bis zur Unkenntlichkeit überdeckt.

Vom Glanz von Artus profitieren

Auch viele Herrscher wollen vom Glanz von König Artus profitieren. Richard Löwenherz nennt sein Schwert Excalibur, der habsburgische Kaiser Maximilian lässt für sein Grabdenkmal in der Hofkirche zu Innsbruck eine Artus-Statue in Bronze gießen. Heinrich VIII. hat sich als "Artus der Tafelrunde" in Winchester Hall porträtieren lassen. Königin Victoria ließ ihr Ankleidezimmer im Westminster Palast mit Bildern aus der Sage schmücken. Und nicht zuletzt tragen Prinz Charles, sein Sohn William und sein Enkel Louis den Beinamen Artus.

Bis heute wird nach Spuren von Artus' Existenz gesucht. Die meisten Forschenden glauben nicht an einen realen Artus. Für sie ist er schlichtweg die Verkörperung eines Ideals, und jeder Autor erschafft seine eigene Artuswelt. Dabei scheinen oft reale Ereignisse und Personen durch. Bei Geoffrey könnten es die anglonormannischen Herrscher sein.

  • Prof. Dr. Gunther Hirschfelder lehrt Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg, ist Sachbuchautor und Fachberater für Fernseh-Dokumentationen.

    Bildquelle: ZDF

  • Welchen Sinn ergibt es, sich heute mit Mythen zu beschäftigen? Haben sie uns heute noch irgendetwas zu sagen?
    Gerade heute brauchen wir eine Beschäftigung mit Mythen, denn sie prägen Kultur und Alltag ebenso wie Medien und Politik. Nur wer die Funktionsweisen von Mythen versteht, kann sich im Dickicht komplexer Informationen zurechtfinden.

    Was genau ist ein Mythos?
    Das Wort stammt aus der griechischen Antike und bedeutete ursprünglich Rede, Erzählung oder auch sagenhafte Geschichte. In den alten, eher religiös geprägten Kulturen waren Mythen für Götterglaube, Politik und Gesellschaft ganz zentral. Mythen haben einen Realitätskern, der größer oder auch kleiner sein kann. In jedem Fall spielt aber die Behauptung, dass dieser Kern wahr und wichtig ist, eine große Rolle. Heute, im Zeitalter von Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit, können auch Personen, Ereignisse oder Dinge Mythen sein beziehungsweise zu Mythen gemacht werden.

    Wieviel historische Lebenswirklichkeit steckt in einem Mythos?
    Mythen können durchaus erfunden werden, um einen politischen oder einen kommerziellen Zweck zu erfüllen. Meistens haben sie aber einen Wahrheitskern. Um diesen Wahrheitskern werden dann Legenden gesponnen, die ihrerseits wiederum einen Sinn ergeben. Sie dienen der Legitimation von Herrschaft, stiften Identität oder geben Sicherheit. Historische Lebenswirklichkeiten können da eine große Rolle spielen oder ganz in den Hintergrund rücken. In jedem Fall ist die Funktion von Mythen wichtiger als die historische Realität.

    Ist eine Kultur ohne Mythen überhaupt vorstellbar?
    Kaum. Die Geschichte ist meist zu kompliziert, die Vergangenheit zu schrecklich und die Zukunft zu ungewiss – ohne Mythen kommen wir nicht aus. Sie sind eben auch oft eine Art rosa Brille.

    Werden Mythen wie die über die Sintflut, König Artus oder die Nibelungen noch in 200 oder 2000 Jahren erzählt werden?
    In 200 Jahren wohl schon, bei den 2000 Jahren bin ich mir nicht so sicher. Die meisten Mythen, die den Menschen in der Antike geläufig waren, kennt heute auch niemand mehr. Sie haben ihre erzählerische Funktion verloren. Mythen sind lebendig, weil sie einen Nutzen bringen und direkt etwas mit unserem Leben zu tun haben. Wenn nicht, sterben sie.

    Warum berühren uns Mythen so sehr? Was ist das Faszinierende daran?
    Mythen vereinfachen, und vor allem laden sie rationale Sachverhalte emotional auf. Mythen können helfen, Urteile zu fällen, uns zu orientieren, in Gut und Böse zu unterscheiden. Mythen schaffen Helden und Schurken, und sie bedienen Sehnsüchte. Insofern dienen Mythen auch dazu, rationale Sachverhalte ins Menschliche zu übersetzen.

    Die Fragen stellten Claudia Moroni und Iris Schaeffer-Flechtner.

    • Große Mythen aufgedeckt - Das Rätsel um König Artus
      Erstausstrahlung ZDF am 19. Dezember 2021, 19:30 Uhr

      Film von Jan Karitzky und Saskia Weisheit

      Redaktion TV Claudia Moroni
      Redaktion Online Michael Büsselberg

      Weitere Folgen
      Große Mythen aufgedeckt - Noah und die Sintflut
      Große Mythen aufgedeckt - Das Nibelungenlied

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